Ruanda

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Länderinformationen zu Ruanda

Ruanda ist mit ca. 26,3 Quadratkilometern eines der kleinsten Länder auf dem afrikanischen Kontinent und gehört mit etwa 14 Millionen Einwohner:innen zu einem der am dichtesten besiedelten Länder der Welt. Die Geschichte des Landes ist geprägt vom Völkermord an den Tutsi von 1994, dem innerhalb von ca. drei Monaten rund 800.000 Tutsi und moderate Hutu zum Opfer fielen. Nach dem Genozid hat sich das Land zu einem wichtigen regionalen Akteur entwickelt, dessen Aufschwung insbesondere auf ein starkes Wirtschaftswachstum im Dienstleistungssektor und den Ausbau der Infrastruktur zurückzuführen ist. 

Seit 2000 wird Ruanda von Präsident Paul Kagame regiert, dessen Führungsstil oft als autoritär beschrieben wird. Politische Freiheiten gelten unter Kagame als stark eingeschränkt. Oppositionsparteien haben kaum Handlungsspielraum, und kritische Stimmen werden unterdrückt. Gleichzeitig wird Kagame international für seine Rolle bei der Stabilisierung des Landes und dem wirtschaftlichen Wiederaufbau gelobt. 

Die Menschenrechtssituation in Ruanda ist prekär. Regierungskritiker:innen, Journalist:innen und Oppositionelle sehen sich systematischer Verfolgung und Repression ausgesetzt. Auch die Medien- und Meinungsfreiheit ist stark eingeschränkt. Da unabhängige Berichterstattung kaum möglich ist, stehen Journalist*innen unter erheblichem Druck und betreiben häufig Selbstzensur. Kritische Medien werden unterdrückt und die Regierung kontrolliert den öffentlichen Diskurs weitestgehend. Die Kontrolle der Regierung geht dabei über Ruandas Grenzen hinaus: das Land bedient sich extraterritorialer Maßnahmen wie digitaler Diffamierungskampagnen oder der Überwachung und Einschüchterung von Personen im Ausland. 

Ruanda
Ciaran Wrons-Passmann

Die Beziehungen zu den Nachbarländern, insbesondere zur DR Kongo, sind aufgrund Ruandas militärischem Engagement in der Region angespannt. Seit dem Genozid von 1994 intervenierte Ruanda wiederholt in der DR Kongo, zunächst während der beiden Kongo-Kriege (1996-1997 und 1998-2003), dann an der Seite bewaffneter Gruppe wie der M23. Ruandas militärisches Eingreifen hat dem Land den Vorwurf eingebracht, die territoriale Souveränität der DR Kongo zu missachten und sich an den Rohstoffen aus der DR Kongo bereichern zu wollen.

Laut dem Demokratieindex ist Ruanda ein autoritäres Regime mit geringer politischer Teilhabe und einer unterdrückten Opposition. Im Human Development Index (HDI) schneidet Ruanda zwar besser ab als die Nachbarländer, weist aber dennoch eine hohe Armutsquote, Probleme beim Zugang zu weiterführender Bildung und eine unzureichende Gesundheitsversorgung auf. Auf dem Pressefreiheitsindex rangiert das Land auf einen hinteren Rang, da unabhängiger Journalismus stark eingeschränkt wird. 

Fakten

Flagge

🇷🇼

Größe

26.338 km²

Bevölkerung

14.09 Millionen (2023)

Hauptstadt

Kigali (1.52 Millionen Einwohner:innen)

Bevölkerungsdichte

535 pro km²

Staatsform

Präsidiale Republik

Staatsoberhaupt

Präsident Paul Kagame (seit 22.04.2000)

Exportsektor

Rohstoffe (Edelsteine u. -metalle 71,9 %), Kaffee u. Tee 13,4 %, Erze 8,1 %

Demokratie Index

Platz 117/167 - Einordnung als autoritäres Regime

Pressefreiheitsindex

Platz 144/180 - Einordnung unter "schwierige Lage"

Human Development Index (HDI)

Platz 161/193 - Einordnung unter der Kategorie „niedrig“

Inhalte

Ruanda: erstes Abkommen zur Schaffung einer Zinnlieferkette in die USA unterzeichnet

Der in Ruanda ansässige Bergbaukonzern Trinity Metals unterzeichnete diese Woche eine Absichtserklärung mit dem US-amerikanischen Unternehmen Nathan Trotter bezüglich des Aufbaus einer Lieferkette für Zinn in die USA. Dies steht vor dem Hintergrund der von den USA geleiteten Verhandlungen, die zu einem Frieden im Osten der DR Kongo führen sollen. Im Rahmen dieser sollen auch bilaterale Abkommen, besonders hinsichtlich Bergbaus, ausgehandelt werden.

Friedensabkommen zwischen DR Kongo und Ruanda soll bis Ende Mai finalisiert werden; Unterzeichnung für Mitte Juni geplant

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Veranstaltungsrückblick: Politik- und Konfliktdynamik in der Region der Großen Seen in Afrika

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